“Schreibtherapie”
Fragen an die Schreib-/Poesietherapeutin Anaïs-Madlaina Büchl
Was bedeutet Schreib- oder Poesietherapie?
Anaïs-Madlaina Büchl: “Viele Menschen nutzen intuitiv das Medium des Schreibens, um Heilung zu fördern, Stress abzubauen, sich zu entlasten – es kann jedoch auch absichtsvoll und zielgerichtet eingesetzt werden. Der Begriff SCHREIBTHERAPIE bezeichnet gezielt therapeutisches Arbeiten mit Techniken und Methoden des Schreibens. Dazu zählt nicht nur das Schreiben als solches, sondern auch das laute Lesen und Deuten der Texte.
BIBLIOTHERAPIE nutzt die Auseinandersetzung mit fremden Texten, um die Selbstreflexion und den Kompetenzausbau anzuregen.
Die POESIETHERAPIE vereint den schreibtherapeutischen und den bibliotherapeutischen Ansatz – es werden eigene Texte verfasst und gedeutet, ebenso wie fremde Texte zur Analyse herangezogen werden.”
Was kann eine Schreib-/Poesietherapie leisten?
A. Büchl: “Therapeutisches Schreiben fördert das Erleben von Selbstwirksamkeit und regt die Persönlichkeitsentwicklung an; z.B. können emotionale und soziale Kompetenzen, die Selbst- und Emotionsregulation ausgebaut werden. Auch eignet es sich, um Fertigkeiten im Bereich des Konfliktmanagements und der Problemlösungskompetenz zu trainieren.
Es kann zur Linderung psychischer, psychosomatischer und selbst physischer Beschwerden beitragen.
Nicht zuletzt wird durch das Schreiben die Kreativität gefördert.”
Was kann eine Schreib-/Poesietherapie nicht leisten?
A. Büchl: “Bei schweren Depressionen und Psychosen ist die Schreibtherapie kontraindiziert, da entweder der Antrieb fehlt oder das Schreiben den Negativfokus verstärken oder festigen kann.”